Megalithkultur

Der Bewusstseinszustand des Megalithikers

Die weitaus größte Schwierigkeit für das Verständnis älterer Kulturen liegt ohne Zweifel in uns selbst, in unserer heutigen Bewusstseinslage.

Das Bewusstsein der heutigen Kulturstufe kennt eine sehr klare Trennung zwischen Tag- und Nachtbewusstsein. Am Tage machen wir unsere Wahrnehmungen und Erfahrungen, denken wir, handeln wir, sind wir im Wachbewusstsein. In der Nacht, im Tiefschlaf, können wir dies alles nicht. Mit dem Einschlafen erlischt unser Bewusstsein aber nicht. Wäre dies der Fall, so wären ja am anderen Morgen alle Inhalte des Vortages und auch sonst alle bisherigen Lebenserinnerungen nicht mehr vorhanden. 

Der Frage, wo unser Bewusstsein sich während des Schlafes aufhält, kann an dieser Stelle nicht weiter nachgegangen werden. Es soll nur aufmerksam gemacht werden darauf, dass die Gewichtung zwischen Tag- und Nachtbewusstsein in früheren Kulturstufen anders gewesen sein muss, da sich ja sonst immer die gleiche Kultur hätte entwickeln müssen, wie die ist, die wir durch unser heutiges Bewusststein haben.

Der Begriff Tag/Nachtbewusstsein steht hier für die Unterscheidung zwischen der Fähigkeit, die physische Welt wahrzunehmen und der Fähigkeit, die geistige Welt wahrzunehmen. Andere Kulturen, wie z.B. die urindische, die diesen Bewusstseinswechsel ebenfalls durchgemacht haben, erlebten diesen Wechsel vom Nacht-  zum Tagbewusstsein als schmerzlichen Verlust und als Verfinsterung. Sie bezeichneten daher die physische Welt, also die Welt, die wir heute ganz normal mit unseren Sinnen wahrnehmen, als „Maya“, als Scheinwelt, da in ihr die eigentlichen Wirkenszusammenhänge verborgen bleiben. Nach der indischen Tradition begann damit das „Finstere Zeitalter“ (Kali Yuga). Es begann 3101 v. Chr. nach unserer heutigen Zählweise und dauerte 5000 Jahre. Genau zu diesem Zeitpunkt begann der schrifthistorische Teil der ägyptische Kultur und die Megalithkultur.

Die frühere Frage nach der Entstehung der Megalithkultur kann nun etwas genauer beantwortet werden. Sie entstand, ganauso, wie die ägyptische Kultur durch einen Bewusstseinswandel. Dieser Wandel war für das Nachtbewusstsein ein Verlust, für das Tagbewusstsein ein Gewinn. Der Bewusstseinsschwerpunkt wanderte von der Nacht zum Tag, vom bildhaften Erfassen der Welt, ein Stück weit hin zu einem ersten begrifflichen Verarbeiten der Welt. In der Fachliteratur wird dieser Zeitpunkt allgemein als "Neolithische Revolution" bezeichnet.

Zur Entstehung der Begriffe siehe auch Entstehung der Schrift - Voraussetzungen

Zum Tag- Nachtbewusstsein siehe auch 

  • der Sonnengesang Echn-atons, in dem der Schlafzustand als totenähnlich beschrieben wird, das Tagbewusstsein jetzt aber, über eineinhalb Jahrtausende später (um 1350), als Fortschritt gepriesen wird, 
  • sowie das Märchen über die Sonne, in dem eine Priesterkultur des rituellen Wortes abgelöst wird, von einer materiell orientierten Kultur [„...da taten sie die Augen auf...“ und „...lasst uns in der Erde graben...“] und in dem dann gegen Schluss (unausgesprochen) das sog. Finstere Zeitalter endet.

Man kann sich einmal probehalber überlegen, welche Kultur entstünde, wenn alle Wahrnehmungen und Erfahrungen unseres heutigen Wachbewusstseins nicht vorhanden wären, sondern nur Kenntnis vorhanden wäre vom Nachtbereich, dem Bereich, in dem sich unser Bewusstsein in der Nacht befindet. Man ahnt sehr schnell, dass wir eine solche Kultur, wie auch immer sie aussehen würde, nicht entschlüsseln könnten, solange wir so unbewusst sind innerhalb des Schlafbewusstseins, wie das auf der heutigen Kulturstufe eben der normale Fall ist.
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