Das Ich im 20. Jahrhundert am Beispiel von Edward Hoppers Werk



"Room in New York" 1932
Sheldon Memorial Art Gallery and Sculpture Garden, University of Nebraska

Hopper beschäftigt sich fast ausschließlich mit der Ich-Werdung, der Individualisierung, dem Moment des Eigenseins und der daraus folgenden Isolation des modernen Menschen.
Die Frage, wie der nächste Schritt, der Schritt vom Ich zum Du gegangen werden kann, bleibt bei Hopper ungelöst.
Durch die erschütternde Trostlosigkeit dieser Szene in "Room in New York" macht Hopper dieses Dilemma sichtbar. Mit hoher Sensibilität beschreibt er hier den Zwiespalt, in dem sich die Frau befindet. Die untere Hälfte ihres Körpers ist dem Mann zugewandt, die obere Hälfte wendet sich jedoch ab und gibt vor Klavier zu spielen, womöglich, um die eigene verfahrene Situation nicht allzu offenbar werden zu lassen. Der Mann scheint die Situation zu spüren und sucht den Ausweg durch Flucht in die Zeitungslektüre.

Die Enge des Raumes mit seiner hohen Decke macht ein Entrinnen aus der Situation unmöglich. Die braune, hölzerne Fläche an der Wand zwischen den zwei Menschen scheint zwar eine Türe zu sein, aber es ist keine Türklinke zuerkennen. Der Standpunkt des Betrachters außerhalb des Hauses mit seinen dicken Mauern verhindert, dass dieser eventuell eingreifen könnte und verstärkt so noch einmal die eigene Isolation und die scheinbar unüberwindliche Grenze zum Andern.

Ähnlich, wie in "Nighthawks" wird auch hier dem Betrachter eine durch den Maler bestimmte Situation und Rolle zugewiesen. Weder die Figuren des Bildes, noch der Betrachter können ihr entrinnen.
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