Megalithkultur - Visiersteine

Visiersteine (engl.: "outlier")

Es dauerte recht lange, bis man auf die Funktion der Visiersteine aufmerksam wurde. Das liegt u.a. an der heutigen Wissenschaftsmethode. Ihr ist eine etwas mikroskopartige Sichtweise zu Eigen. In vielen Zweigen heutiger Wissenschaft herrscht die Auffassung, dass es ein Erfolg sei, wenn man z.B. eine Substanz im Labor „isoliert“ hat, d.h., wenn der reale Wirkenszusammenhang mit den anderen Substanzen durch die Analysetechnik zerstört ist.

So wurden auch die Megalithanlagen isoliert betrachtet. Der reale Zusammenhang mit der näheren und weiteren Umgebung blieb dabei verborgen. Das rätselhafte einer Megalithanlage für uns heutige Zeitgenossen kommt nicht zuletzt daher, dass wir geneigt sind, nur den materiell fassbaren Teil der Anlage, die Steine, zu bemerken. Bei vielen Steinkreisen liegt deren Bedeutung aber gar nicht im Kreis an sich, sondern in deren besonderer Lage und Anordnung in der Landschaft. So ergibt sich oft aus dem Steinkreis und dem außerhalb liegenden Visierstein eine Richtung zu einer markanten Stelle am Horizont, an der z.B. am Tage der Sonnenwende die Sonne auf- oder untergeht. Ähnliche Beobachtungen waren auch für den Mond üblich. Eine der vielfältigsten Anlagen dieser Art ist Stonehenge. Hier können noch heute folgende astronomische Ereignisse abgeleitet werden: Sonnenaufgang der Sommersonnenwende, Sonnenuntergang der Wintersonnenwende, Mondaufgang der großen und kleinen Südwende, Monduntergang der großen und kleinen Nordwende, Sonnenaufgang der Tag- und Nachtgleiche.

Diese Erkenntnis ist wichtig für das Verständnis der ganzen Megalithkultur. Die Anlagen sind in einen zeitlichen Vorgang eingebunden (siehe auch die Bemerkung zu Moses). Sonnenwenden und Tag-  und Nachtgleichen sind ja die Schnittpunkte unserer Jahrszeiten. Obwohl schon nicht mehr allen, ist dies doch den meisten der heutigen Zeitgenossen noch klar. In der Megalithkultur wurde aber das Bewusstsein der Menschen besonders stark darauf gelenkt, dass die Jahreszeiten kosmische Rhythmen sind.

Zur Verdeutlichung sei erwähnt, dass eine Reihe anderer bekannter Bauwerke aus der Vergangenheit, wie z.B. der Limes der Römer, oder die chinesische Mauer gewisse Verhältnisse der Menschen untereinander regeln (Abgrenzung). Wohingegen die ägyptischen Pyramiden, die ja auch nicht nur Gräber waren, ebenfalls auf den Kosmos hin ausgerichtet waren (Verbindung - religio), wenn auch mehr unter dem Aspekt des Räumlichen.

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