Das Ich im 20. Jahrhundert am Beispiel von Edward Hoppers Werk

E.Hopper, Pennsylvania Coaltown

"Pennsylvania Coal Town" 1947
Öl auf Leinwand, Butler Institute of American Art, Youngstown, Ohio

Ein Mann bei alltäglicher Tätigkeit; er recht Laub oder fegt die Straße. Die Kleidung ist die eines einfachen Mannes und seine Tätigkeit könnte als stumpfsinnig empfunden werden. Aber fegen oder rechen ist auch eine rhythmische Tätigkeit. Solche Tätigkeiten, evtl. schon Jahre ausgeübt, können das Bewusstsein verändern. Der Zweck kann in den Hintergrund treten, die Tätigkeit selbst wird wichtig. Ein Zenmeister würde sagen:  „Ich fege nicht mehr – es fegt.“ Oder mit Schiller: „Der Mensch ist erst dann ganz Mensch, wenn er spielt.“ Womit Schiller die absichtslose Handlung meinte, zweckfrei, aus dem Hier und Jetzt heraus. Aus der Gegenwart des Geistes heraus. In solchen Momenten kann dem Menschen das Wesen seines eigentlichen Ich bewusst werden. Dieser Moment der Erkenntnis wird in allen Kulturen als Erleuchtung bezeichnet. Er kann auch, wenn er den Menschen plötzlich trifft, als blendendes Licht empfunden werden. – Dies könnte für den Mann vielleicht so ein Moment sein. 

Die Pflanze in dem Tonkübel erscheint leicht vom Wind bewegt. Gleich zu Beginn der Genesis wird der Geist (hebr. "ruach") als "wehend" beschrieben. Verlängert man eine gedachte Linie von der Planze zum Kopf des Mannes und weiter nach links, so kommt man in etwa zur Quelle dieses wehenden Lichtes.

Ähnlich, wie in "Cape Cod Morning" liegt hier eine Art geistiger Fluchtpunkt außerhalb des Bildes.

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E. Hopper
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